2025-01-29 Erste Tage in Laos. Der Grenzwechsel war unspektakulär, leider haben sie ihre alte Regelung per Jahreswechsel über Bord geworfen und ich war gezwungen ein 40 $ Visum zu erstehen. Der Wechsel war markant, nicht ganz offensichtlich, aber die Leute sind zurückhaltender und distanzierter. Am zweiten Blick sieht man eine Differenz zu den Wohnhäusern die meistens ein bisschen gepflegter und auf jeden Fall bunter sind. Direkt an der Grenze die markante Stufe des Mekong – der Riese splittet sich in 100 Seitenarme und 4000 Inseln.
2025-01-30 Bewohnte Gebiete, mit Wasser umschlossen, geschützt vor Auto und Schwerlast sind selten geworden auf dieser Welt. Entlang des Mekong sind viele dieser Gebiete, weil die Struktur nur für eine einfache Bedienung gedacht ist. Viele Brücken sind nicht mal für ein Tuk Tuk passierbar und die damit einhergehende Verlangsamung ist sehr wohltuend.
Abseits der Strasse habe ich einen wunderbaren liebevoll geführten Host gefunden. Ruhe, gutes Essen und Tourismus sind doch unter einen Hut zu bekommen – Bubpha Mekong Guesthouse ( https://maps.app.goo.gl/SGLEb23qTdoGAoAf6 ) und gute Tour für Bernard und Hugo aus Nimes – war schön wieder einmal Radler zu treffen.
2025-01-31 Es ist unglaublich so viel Neues in so wenigen Tagen zu sehen. Den großen Fluss folgend bin ich weiter nach Norden geradelnd und nach Vat Phou gekommen – den heiligen Berg der nur von Buddhisten bestiegen werden darf und an dessen Fuße die Khmer in Ihre Blüte im 12 Jahrhundert, diesen Ort auserkoren haben, um eine direkte, geradlinige Verbindung mit Angkor Wat in Kambodscha errichteten.
Die Straße selbst ist im heutigen ruralen Gefüge nur noch mittels Geländescan erkennbar, hat aber eine wichtigen historischen Zusammenhang. Es ist ein Weltkulturerbe und von großer regionaler Bedeutung.
2025-02-03 Die Reise ist weitergegangen nach Pakse, dem Verteiler und größter Stadt im Süden . Nichts besonders, aber ich muss entscheiden, dem Mekong weiter zu folgen oder den Weg ins Landesinnere fort zu setzen. Das Landesinnere ist leider ein Malaria Gebiet aber um diese Jahreszeit müsste es erträglich sein. Den ersten Zwischenstopp habe ich bei den Wasserfällen von Tao Lo eingelegt – nett anzusehen, nichts umwerfendes für jemanden aus den Alpen, aber für trockene Gebiete haben Wasserfälle immer eine ganz besondere Bedeutung.
Weiter auf der Straße Nr 23, zuerst in ein relativ trockenes Gebiet die nicht vom Bonus der Mekong-Region haben und dort immer Wasser pumpen können, sondern wahrscheinlich nur ein oder zweimal Reis anbauen wenn die Natur es zulässt. Es wurde immer schmäler und wilder und schlussendlich bin ich in einem intakten Regenwald gelandet der mich durch Bambus und riesige Tropenwälder geführt hat – traumhaft und sehr ursprünglich – die Region wurde einfach „vergessen“ im wahrste Sinne.
Die Vielfalt der Landschaftstypen innerhalb von kurzen Distanzen ist fast befremdlich, es ist mir der brasilianische Fotografen Saldago bzw seine Frau eingefallen, die ein Gebiet wieder renaturisiert hat mit tausenden von Bäumen……
Die volle Härte sind die Transportmöglichkeiten die im Wesentlichen nur von Einachsern mit entsprechenden Gestängen und Kleinmotorräder bewältigt werden. Richtige Traktoren existieren hier nicht. Die verschiedenen Dorfbewohner sind immer präsent, Hühner sowieso und sicheren Platz zum Schlafen gibt es auch überall.
2025-02-06 Die letzten 450 km auf staubigen Pisten, teils ihn noch intaktem Tropenwald, weil topographische Unzugänglichkeit den Wald schützt und sofort fließt wieder Wasser in Hülle und Fülle und man ahnt wie es hier früher ausgesehen hat – früher meint vor wenigen Jahren und nicht Jahrzehnten.
Irgendwo auf der Strecke habe ich bei Serong die größte Goldmine der Welt gestreift – geschätzt so gross wie der Bezirk Feldkich und ich möchte nicht wissen wie es dort in ein paar Jahren ausschaut.
In Buong Naobao in der Schule übernachtet, gefröstelt in der Nacht weil es deutlich kühler wird hier Richtung Norden. Der Standard in den Grundschulen ist erschreckend und beklemmend, erinnerst stark an Afrika und spricht für sich selbst.
Danach gab es den ersten gröberen Anstieg nach Nakai und jetzt bin ich auf der Hochebene vor der Grenze nach Vietnam.
2025-02-08 Nach dem Anstieg zum Stausee von Nakai, der Riesenfläche an landwirtschaftlichen Nutzung die einfach unter Wasser gesetzt wurde mit oft erschreckend wenig Wasservolumen, die größtenteils abgestorbenen Bäume schauen noch heraus. Weil es jedoch so lieblich ausschaut, wurde es in einem Nationalpark umgewandelt bis zur nahen Grenze von Vietnam, welche aber bis heute immer noch vermint ist.
2025-02-09 Wartetag – schau ins Land und Zeit nach zu denken. So in der Hängematte mit Blick in den Westen und mit 6 Stunden Vorsprung, ist es schon unglaublich wie polarisiert und angefressen die Leute bei uns sind – fast allen geht s gut und trotzdem diese Gier und Hemmungslosigkeit auf die Ärmsten los zu gehen. Und immer mehr enthemmte die Ihre Faschisten Brust hinter Volk und Brauchdumm hervor kehren.
Nützt nichts, die Reise geht weiter:
Manchmal denke ich mir schon, wieso tue ich mir diese Grenzgänge immer an, diese Herausforderung, diesen Kontakt mit Desinformation und Korruption. Betroffen besonders, weil ich in der Vorbereitung in 2024 alles relativ einfach war, aber in Kambodscha, Laos und Vietnam ( Achtung: kein Visa in arrival mehr!!! ) sich sämtliche Abläufe, Regeln und Gebühren zum Jahreswechsel geändert haben. Irgendwo da unten hinten bei den Bergen bin ich gerade.
Grenzen sind eine riesen Trottelei mit all den Visas, große Geldmacherei, unwürdig Schauspiel menschlicher Unterwerfung, Schikane, meist Sprachbarriere neuestens zwischen elektronischem Visa und unnötigen Stempeln, keiner kennt sich aus und wer frägt bekommt keine Antwort oder wird einfach am Zollamt zurückgeschickt, wie mir gestern passiert.
Mir wird gerade schlecht wenn ich daran denke, was all die Flüchtlinge die es nach Europa geschafft alles durchgemacht haben. Es ist einfach niederträchtig, besonders wenn man diese rechtspopulistische, faschistische Scheisse in den westlichen Ländern fast gebetsmühlenartig jeden Tag hört und diesen Müll ertragen muss. Der Sound über dem Teich zum Rest der Welt ist ja gerade besonders laut!🙃
2025-02-10 Erster Tag in Vietnam. Ganz anders als Laos – üppig, sehr freundlich, fröhlich und sehr realistisch. Das Visum zu Mittag erhalten und von 750 m auf 20 m in einer richtig steilen Abfahrt verloren.
Total veränderte Landschaft, mit ausreichend Wasser in der Staulage der Küste. Den Leuten geht’s hier einfach viel besser, gepflegter, höher entwickelt und wohlhabender. Nach der Ankunft einen Stadt Spaziergang gemacht und von der Strasse zu einem Familientreffen mit 30 Leuten eingeladen – was für ein herzlicher Empfang in Vietnam.
2025-02-14 Ninh Binh diese Kulisse, was für ein großartiger Anblick ! Eine Laune der Natur wie ich Sie bisher nur in Pungo Andongo / Angola gesehen habe.
Eingebettet in den Sockel der Reisfelder und das üppig vorhandene Wasser, lassen diese Landschaft so außergewöhnlich aussehen. Jede Fläche wird genutzt und der Tourismus hat einen Narren gefressen an dieser Region – letzteres ist sehr schade, aber anscheinend etwas vom außergewöhnlichsten was in Vietnam zu sehen ist.
2025-02-17 Durch eine sehr schöne Landschaft, ein bisschen getrübt durch das schlechte Wetter, bin ich über Haiphlong auf die Insel Cat Ba gefahren – die vielen felsigen Türme im Meer mit den schwimmenden Dörfern dazwischen. Der Hauptort der der Insel den Namen gegeben hat, ist völlig übertrieben touristisch.
Da ich es mir ja aussuchen kann werde ich morgen schleunigst wieder verschwinden – besonders als Architekt wird einem schwer, wenn ganze Buchten, große Buchten, einfach aufgeschüttet und bebaut werden und dem völligen Trubel die Tür geöffnet wird.
Auf der Fahrt dorthin habe ich intakte Landschaften, funktionierende Gemeinschaften, eine saubere Umwelt und entspannte Leute getroffen – gerade darum fällt besonders schwer das Vorgenannte auszuhalten.
In zwei Tagen werde ich in Hanoi sein – ich freue mich schon.
2025-02-20 Durch Hanoi – was für eine verrückte Stadt! 9,5 Millionen Einwohner 6,5 Millionen Mopeds meint: es geht zu wie in der Hölle, aber ich muss gestehen es macht auch Spaß. Keinen Unfall gesehen und diszipliniert chaotisch – diese Kommunisten kriegen es schon wieder auf die Reihe 😅….
Ho Chi Minh ist der heilige Vietnam’s – irgendwie können Sie schon stolz sein, denn wer hat schon 3 mal die Mongolen, die Chinesen, Japaner, die Franzosen und die Amerikaner aus dem Land geworfen? Die letzten knabbern noch bis heute daran!
Hanoi selbst ist in eine Touristenstadt im Bereich der Altstadt, eine normal Stadt rundherum mit neuen Regierungsgebäuden, Bahnhof und sehr lebenswerten Quartieren, sehr viel Industrie und Gewerbe – gut durchmischt.
Wenn ich ehrlich bin, war es schon überraschend auf eine so schöne Stadt zu treffen, die Franzosen haben ihnen bezüglich Lebensqualität schon was hinterlassen.
2025-02-21 Sie sind einfach köstlich die Vietnamesen, irgendwie wissen sie nicht was sie mit mir anfangen sollen, denn nur Verrückte fahren sinnlos mit dem Fahrrad durch die Gegend, aber doch mit Respekt – und – ihr größtes Problem ist es, dass ich alleine unterwegs bin und alle sind sofort sehr hilfsbereit, bereit mir sofort eine Frau zu organisieren. Natürlich in der Kombination dass sie die größten Stecher der Welt sind und ausländische Pimmel nur halb so groß sind 😉🙃 und und und ….
Weiters: sie lieben ihre kommunistische Partei, sind sehr erleichtert dass es nur eine Partei gibt, Trump ist sympathisch weil er auch sagt wo es langgeht – der Obertrottel!, no sorry ( Nachtrag Anfang April: die Begeisterung durch Zölle in der Höhe von 46 % dürfte sich mittlerweile gelegt haben ).
Korruption everywhere, fast niemand hat einen Führerschein, es gibt fast keine Tauglichen zwischen 18 und 29 Jahren die Ihre Wehrpflicht nachkommen, aber das ärztliche Attest dafür ist sehr teuer – „Mann“ arrangiert sich einfach .
Die Wirtschaft brummt, es geht ihnen jedes Jahr ein bisschen besser, alles ist nur halb so genau, also was will man mehr. Denn meisten Ossis hat es ja früher auch besser gefallen als der Staat alles geregelt hat und man am Schwarzmarkt alles kaufen konnte.
Und bei uns wird herumgemotzt auf Teufel komm raus, obwohl wir leben wie die Maden im Speck, aber für viele ein Hochgenuss irgendjemand die Trottelkarte ins Maul zu schieben – „Ruhe jetzt du Lästermaul, wir wollen nur gute Vibes, bla bla bla….“.
2025-02-22 Auf der nordwestlichen Seite von Hanoi, gleich nach der Stadtgrenze liegt der Gemüsegarten – habe Kohlrabis gesehen mit 20 cm Durchmesser und Gemüsesorten jegliche Art. Leider spielt das Wetter momentan nicht mit und es regnet täglich – so sehen Füsse aus nach 8 Stunden Regen und Schlamm….
2025-02-24 Heute bin ich am nördlichsten Punkt meiner Reise angekommen in Lao Cai City – direkt an der chinesischen Grenze. Meine Entscheidung, welches Hotel ich nehme war immer nur von der Existenz eines Föhn ’s in der Beschreibung abhängig. Weil ich öfter gefragt wurde: wie so hast Du kein Papier verwendet um die nassen Schuhe zu trocken – es gibt praktisch keine Printmedien, ausser der Propagandapresse und die wird sicherheitshalber nur im Ofen entsorgt und nicht minderen Problemen wie zur Trocknung nasser, weissen Füsse verwendet – vermutlich mit dem Kommentar: selber Schuld, wieso ziehst Du keine Gummistiefel an !
Nach 5 Tagen dreckiger, schlammiger Piste mit durchnässten Füssen ist ein absolutes NoGo – habe ich die Schnauze voll ! Zum Frühstück feuchte Schuhe anziehen lässt einige Wünsche offen ….
Überhaupt hat es Vietnam mit dem Wetter nicht gut mit mir gemeint – neben wenigen Sonnentagen, 4 Tage stark bewölkt, 8 Tage Regen mit Temperatur zwischen 11 und 14 Grad – nicht überzeugend!
Vorhersage schlecht – Morgen in die Berge – habedieehre.
2025-02-27 Planänderung: durch die nicht erbaulichen Wetteraussichten, die brutalen Anstiege ( mehr als 6500 Höhenmeter ) mit ordentlich Verkehr über Sa Pa, habe ich das erste Mal die Strecke von 285 km nach Dien Bìen Phu mit dem Bus zurückgelegt.
In Dien Bìen Phu habe ich bei On ein feines Plätzchen in einem traditionellen Haus gefunden ( homestay Minh Nogoc ). Hier treffen das alte und das moderne Vietnam aufeinander. Alle Wände sind sehr dünn und zum Dach hinauf offen um in der Hitze des Sommers eine Zirkulation zu bekommen. Jeder hört alles aus dem Haus, aber ich fühle mich sehr geborgen. Alle Generationen quirlen durch die Räume – beeindruckend ist die gute Stimmung!
Dien Bìen Phu ist für seine erbitterten Kämpfe gegen die Franzosen 1953 mit sehr vielen Toten auf beiden Seiten in die Geschichte eingegangen. Was mich schon ein bisschen schockiert hat, dass die nach dem zweiten Weltkrieg in Südostasien einfach weitergemacht haben, die Grand Nation, von Afrika ganz zu schweigen.
Auf der Straße wurde ich wieder einmal von zwei 80-jährigen aufgepickt, Hände haltend durchs Dorf begleitet bis zu ihrem Haus, bestens bewirtet mit allen Familienmitgliedern und eine Unterhaltung über Google Translate 😄. Sie wollten mich fast nicht mehr gehen lassen und ich soll nächstes Jahr wieder kommen und soll alle meine Kinder und meine Frau mitbringen – die haben mir gleich die Zimmer gezeigt wo wir schlafen können, Gastfreundschaft und Herzlichkeit lernt man am besten von nicht wohlhabenden Menschen.
