2022-11-03 Tag 28 Einfach nur Varanasi, ergo Benares, ergo Kashi Viel muss man dazu eigentlich nicht sagen, die Götter wohnen hier und keine indische Großstadt steht so für sich selbst wie Varanasi. Die Selbstverständlichkeit wie hier indischer Alltag zelebriert wird, habe ich noch nirgends klarer, deutlicher und überzeugender erlebt.






Gleichzeitig existiert hier die Chance auf 10 m Straßenlänge auf mindestens 10 Exkremente von Zwei- und Vierbeinern zu stehen und einen kapitalen Treffer zu landen. Was sich jedoch einstellt, ist eine Gelassenheit die solche Dinge eigentlich als nebensächlich tituliert. Was vereint ist diese Nacktheit ohne Schuhe die Welt des Hinduismus zu erkunden, etwas sehr verbindendes hat über alle Kasten, existenzielle Situation hinweg.






Das ist Indien, Verstümmelte, Gemüse, Kot, Klimbim, Sadu’s, Reiche, Chai, Bitterarme, Kinder, Obdachlose, ….. und wieder von vorne. Aber sie fühlen sich Alle trotz der grossen Unterschiede und Umstände als Inder, was wirklich bei der Größe des Subkontinents nicht selbstverständlich ist.
2022-11-06 Tag 31 Raus aus Varanasi, durch Bihar nach Boghgaya Die Ankunft oder Übergang nach Bihar war fast ein bisschen schockierend nach der Fülle von Varanasi. Arm, sehr arm ist es geworden in der westlichen Gegend von Bihar. An der Landschaft selbst hat sich nicht viel geändert aber die Lebenssituation der Menschen ist schon ein bisschen bedrückend. Auf der Fahrt habe ich mich zweimal Verfahren und mit der gestrigen Ankunft bei beginnender Finsternis bin ich nur noch ins Bett gefallen. Zum Glück hatte ich grosses Glück, ein vernünftiges Hotel ohne Moskitos gefunden zu haben. Im Dorf selbst, herrscht bittere Armut, gefühlt deutlich größer als in den Slums von Mumbai die ich vor zwei Jahren gesehen habe. Offene Kanäle Frauen die von Hand Ohrenputzer herstellen, Jugendliche die einfach nichts zu tun haben und das was reinkommt nicht wirklich reicht für ein vernünftiges Leben.





Ja, ich bin in Boghgaya angekommen, das buddhistische Zentrum von Indien und einer der bedeutendsten Städte des Buddhismus auf der Welt. Es lässt sich mit Mekka oder dem Vatikan vergleichen. Es sind Pilger aus der ganzen meist asiatischen Welt hier vereint. Jede Vertretung der einzelnen Länder hat hier einen eigenen Tempel und natürlich der Haupt Tempel, in dem Siddhartha unter einem Feigenbaum seine Grundthesen des Buddhismus vor 2560 Jahren formuliert hat. Weltkulturerbe das mir heute eine Gänsehaut gemacht hat – sehr sehr beeindruckend!






Leider war es nicht gestattet im inneren Bilder zu machen, deshalb gibt es nur ein Hauch von außen. An diesem Kultort unter einem großen Feigenbaum mit den Gläubigen aus aller Welt zu sitzen, ist ein sehr erhabenes Gefühl. Das Leben läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge ab, Dinge die ich versäumt und Zeit verschwendet habe und Dinge die ich ordentlich, zufriedenstellend bewältigt habe. Eine kleine Rechnung oder Vergleich mit dem bisschen Zeit dass wir noch bleibt auf Erden. Es gibt so viele wunderbare Dinge an denen ich mich erfreuen kann – ein großes Geschenk für mich und wie ich gesehen habe für noch ganz viele andere Menschen!
2022-11-09 Tag 33 Quer durch Bihar nach Jharkand Richtung Westbengal Nach Boghgaya ist es weiter Richtung südosten gegangen. Die Landschaft hat angefangen lieblicher zu werden, die ersten Hügel sind aufgetaucht und die Leute waren irgendwie besser drauf. Besonders gefallen hat mir der nachlassende Verkehr und die vernünftigen kleinen Straßen in diesem beginnenden Wert von Reisfeldern uns vereinzelten Palmen.





Die Einheimischen nennen den Wald Dschungel, der hat kurz vor der Grenze nach Jharkand begonnen eine natürliche Geländestufe mit ca 300 m Höhe trennt das Tiefland von Bihar zum Plateau. Auch der Menschenschlag wird ein anderer und man merkt den Einfluss der Bergler – geschrieben steht dass dies eines der gefährlichsten Gegenden von Indien sei. Mir ist da überhaupt nichts aufgefallen, im Gegenteil die Leute waren zwar verschlossen, aber herzlich wenn man auf sie zugegangen ist. Wunderbar zum radeln, überraschend wenig Leute, tolle Natur und sehr sauber war die ganze Strecke bis zum Pharasnath Hill, der mit einer Höhe von fast 1400 m eine große Ausnahme ist. Eigentlich schaut er aus wie erloschener Vulkan und ist gleichzeitig der heilige Berg der Jain – die mir lieb gewordene Gruppe von Hindus die wirklich keiner Fliege etwas zu leide tun.





Fast schon am Ende von Jharkand sind dann die grauslichen Kohleminen die im Tagebau abgebaut werden aufgetaucht. Zwischen den Minen ist alles bebaut, glühenden Schwelbrände stoßen giftige Gase aus und die ganze Landschaft ist mit einem russigen Schicht belegt. Diese Minenfelder ziehen sich bis an die Grenze von West Bengal.





2022-11-12 Tag 36 Wunderbares Westbengal Richtung Kalkotta Nach Jharkand ist es ruhiger geworden, die Landschaft lieblicher die Menschen fröhlicher mit üppiger Natur, ausreichend Wasser und ein bisschen Gewerbe und vereinzelt Industrie. In Onda hat mir die Polizei zum Abendessen eingeladen und eine Unterkunft besorgt. Am nächsten Tag noch besser: auf einer Brücke sitzend habe ich mich umgesehen ob ich am Fluss übernachten könnte. Eine Highschool auf der Karte entdeckt – gesagt getan – und die paar Kilometer entlang gefahren und im Innenhof der Schule mein Anliegen verkündet – Zelten und so. Die waren ganz aus dem Häuschen und das ganze Dorf ist zusammen gelaufen …. Einladung vom Direktor, bengalischen Abendessen mit Dorfrunde und Besuchen …. Später haben sie mir erzählt, dass sich noch nie ein Weisser verirrt hat …. die Fürsorge war bezaubernd!






2022-11-13 Tag 37 So ein elendiges Verkehrschaos habe ich noch nie erlebt : Kalkutta Schon einiges erlebt auf Reisen, aber sowas noch nie! Anders formuliert: Du sitzt beim Friseur und der freundliche Scherenvirtuose rülpst Dir lauthals ins Ohr = Kalkutta! Du stehst im Stau, die Ampel ist rot und die herunterzählende Sekundenanzeige ist auf 145 sek und der Mopedfahrer neben Dir hupt wie ein Blöder : Kalkutta ( hier Stelle ich die spitze Theorie auf, dass sich Intelligenz und Hupen in entgegengesetzte Richtung bewegen müssen …)





Noch nie habe so viele verwahrloste, oft verstümmelte Körper auf der Straße herumliegen sehen. Brutal, einfach sehr sehr anrührend dieses Elend mit oft älteren Menschen die nur noch leben, aber aufgehört haben wirklich zu existieren. Alle Dinge, Wehwehchen erscheinen mir absolut lächerlich und es überkommt mich ein Zorn über solche Sesselkleber wie den Sobotka lesen zu müssen, den Restbestand aus dem türkisen Selbstbedienungsladen!






Verblüffend auch dieses um die Ecke ist alles anders Gefühl, weil es genau so ist. In Indien leben fast alle im hier und jetzt und sind mit der Bewältigung des Alltags beschäftigt. Luxus troubles gibt es hier wenige, aber dafür einen Blumenmarkt, Burkashops, alle 20m eine Garküche und viele fleißige Leute. Kalkutta wird seit bald 100 Jahren von Kommunisten regiert – irgendwie sind die Menschen ziemlich selbstbewusst hier.




2022-11-16 Tag 40 Kalkutta wie es pulsiert und auf in die Sunderban’s So, es sind einige Entscheidungen angestanden wie die Reise weitergeht. Schiff zu dem Andamanen, mit dem Zug hoch nach Darjeeling oder in die Sunderbans und dann ganz normal weiter Richtung Süden. Letzteres ist es geworden, weil die Hektik von Kalkutta wieder dem Rhythmus und der Ruhe folgen soll. So viele Arme, sehr sehr Arme habe ich noch nie gesehen und das Slum von Mumbai ist zwar größer, aber deutlich wohlhabender. Letzte Impressionen der 5 Millionenstadt.




Mitten aus der Stadt ist die Reise in die Sunderbans gegangen. Fast immer wenn Orte touristisch werden geht so viel Authentisches verloren – denke ist fast überall so, außer die Leute haben vernünftig damit leben gelernt – aber das braucht 100 Jahre Vorlaufzeit! Hier ist es mir auch so vorgekommen und man müsste Richtung Zeit und Geld in die Hand nehmen. Einen Tiger in freier Wildbahn zu sehen liegt nicht auf meinem Plan. Sollen die Tiere in Ruhe lassen! Die Mangroven selbst, sind wie immer etwas Besonderes, doch in Qualität und Artenvielfalt nicht mit denen im Senegal zu vergleichen. Dies hat auch mit dem großen Bevölkerungsdruck zu tun weil die meisten Inseln ziemlich dicht besiedelt sind und die Leute dann auf die Insel ausweichen die eigentlich geschützt werden sollten. Die Tiger rächen sich auf ihre Weise, und es werden jährlich zwischen 50 und 100 Personen buchstäblich gefressen!





Comments
Ein KommentarBischu
Nov 14, 2022Schöne Bilder und interessante Berichte.
Ein bisschen Wehmut erhascht mich – wär gerne bei dir und auf der anderen Seite doch froh, in meiner geschützten Umgebung zu sein. Freu mich auf dich.