Es ist November und eine grössere Tour ist wieder gestartet. Leider hat es keine andere Möglichkeit gegeben von uns aus zu starten, unter Betrachtung von vernünftigen Temperaturen, auf dem Landweg aus Europa hinaus zu kommen. Mir ist das einfach zu kalt und es fährt kein Schiff zwischen Griechenland und der Türkei. Also ist es Amman geworden – eine akzeptable Notlösung. Der Flug war direkt und als erstes bin ich in die Stadt hinein geradelt um mir Amman nach vielen Jahren wieder mal anzusehen.









Raus aus Amman war danach angesagt und weil es so hügelig ist, war es wichtig einen vernünftigen Weg hinaus zu finden. Ganz früh am Morgen war der Smog und der Verkehr noch in Ordnung und ich bin über die Vororte Richtung Mabada gefahren. Hier habe ich auch den ersten niederländischen Fahrradfahrer getroffen. Da ist zu früh war bin ich weiter Richtung Umm Ar Rasas geradelt und auf der Strecke habe ich Salah kennengelernt. Er hat mich eingeladen und wir haben intensiv über Politik und alles mögliche diskutiert. Es ist schön diese arabische Gastfreundschaft auch wirklich zu spüren. Anderntags bin ich dann weiter zum Worldheritage bei den Ausgrabungen sind besonders die freigelegte Mosaike von verschiedenen Kirchen mitten im Niemandsland zu bewundern. Hier muss es vor 2000 Jahren wirklich anders ausgesehen haben, vermutlich bewaldet wie in den grössten Teilen des Libanon. Die Motive des Weltkulturerbes zeugen davon.







Das außergewöhnliche finde ich immer dass du hier auf der Straße einfach angesprochen wirst und zu einem Tee oder Kaffee oder zu einem Essen eingeladen wirst. Ohne Hintergedanken einfach so. Da auch hier schlechtes Wetter und die Berge vor mir gelegen sind habe ich gedacht ich kann ein Stückchen über den Deserthighway nach Süden ausweichen. Beim langsamen hochkraxeln in die Berge ist es immer kälter geworden und ein vorbeifahrender Kleinbus hat nach ein paar Minuten umgedreht um mich aufzugabeln und mitzunehmen. Die verrückten waren nicht davon abzubringen mich die 80 km nach Petra zu bringen was gar nicht meine Absicht war – ins nächste Dorf in ein kleines Hotel oder Absteige hätte mir schon genügt. Inshallah, so soll es sein!


Dieses Petra spielt schon in einer eigenen Liga und ich habe mich sehr gefreut es wieder zu sehen. Außergewöhnlich so viel Schönheit von Kultur und Natur an einem Punkt vereint zuzusehen. In den Bergen habe ich mit einer Beduinen Frau gesprochen die mir von den letzten zwei Jahren erzählt hat in der sie praktisch keine Einnahmen gehabt haben. Kein einfaches Pflaster hier sein Leben zu leben. Die Weitläufigkeit des Geländes ermöglicht unendlich viele verschiedene Touren zu machen um an den entlegensten Winkeln wieder auf Tempel oder ein Graben mal zu treffen.






Von Petra habe ich dann meine Fahrt Richtung Wadi Rum fortgesetzt. Es ging dann über viele Kilometer auf und ab Bergrücken entlang auf 1700 m bevor es langsam in die Ebene abfällt. Am Abend hat mich eine Familie in ihrem Neubau aufgenommen und gastfreundlich bewirtet vielen Dank für so viel Freundlichkeit.





Vor vielen Jahren war ich schon einmal an diesem außergewöhnlichen Ort. Diese Horizontalen aus denen sich diese Felsmassiv erheben, haben etwas Unwirkliches. Solitäre wie man sie sonst selten findet. Leider ist in den letzten zwei Jahren der Tourismus völlig zusammengebrochen und die Gier um jeden Touristen hat sich so gezeigt, dass alle zwei Kilometer ich von einem Pickup aufgehalten wurde und gefragt wurde ob sie etwas für mich tun können – den Hauptort Wadi Rum Village habe ich einfach umfahren damit ich nicht so ausgesetzt bin. Kurz darauf hat dann die wirkliche Wüste ohne Besiedelung angefangen – Etappen auf denen es auf 30 – 40 km niemand außer dir selber gibt.






Ein neues Land war angesagt – jetzt bin ich schon ein paar Tage in Saudi Arabien. Der Grenzübergang hat fast vier Stunden gedauert aber drinnen ist drinnen. Es sind sehr freundliche Leute und es ist für sie unvorstellbar mit dem Fahrrad zu fahren. Wenn man zufällig einen Fahrradfahrer trifft ist es ein Gastarbeiter der aus Pakistan oder Indien kommt. Gleich nach Tubag bin ich zu den Gräbern der Nabatäer in der Mitte Richtung Medina aufgebrochen. Eine reine Wüstendurchquerung von 280 km. Zum Glück gibt es ab und an ein Wasser aus einem Auto geschenkt – die kennen hier die Widrigkeiten von Trockenheit und Temperatur. Heute Nacht ist die Temperatur in fast 1000 Meter Höhe auf 0 Grad gesunken. Brrrr. Die Landschaft Richtung Hegra ist umwerfend schön und völlig überraschend.








Hegra die Schwester von Petra einfach 500 km weiter südlich und einer der wichtigsten Städte der Nabatäer. Dieses Land verblüfft mich sehr, die außergewöhnlichen Landschaften, die sehr zuvorkommenden Menschen, Aqiil der mich ein bisschen eingeführt hat und dazu noch die kulturellen Schätze. Auch die Stadt Al Ula, eingebettet in diesen 7 -800 m hohen Felswände ist außergewöhnlich. Sechs Freunde aus Kuwait haben mich im Camp adaptiert und zum Abendessen und Frühstück eingeladen. Die sind perfekt organisiert am Stab hängt die halbe Geis, ein indischer Diener wie üblich in dieser Gegend, Wasserpfeife Heizmaterial einen der fürs Kochen zuständig ist und richtige Lagerfeuerromantik neben dem Palmenhain.







Von hier bin ich über Al Ula langsamen Trittes Richtung Medina aufgebrochen. Die Landschaft wird noch karger, die Mentalität ändert ein wenig und das Sortiment in den Läden wird merklich besser Richtung Medina. Heute bin ich dann am frühen Nachmittag in die Stadt ein gerollt und war gespannt wie weit ich zum zweit heiligsten Ort vordringen darf. Hotel bezogen und gleich zu Fuß auf den Weg gemacht. Keinerlei Kontrolle und auf einmal war ich im Al-Haram, dem heiligen Bezirk. Der Gipfel des Unglaublichen, dass ich sogar in die Grabstätte von Mohammed und den Gottesdienst in der Moschee beiwohnen durfte – ich war total aus den Socken. All die Fremden Muselmanen aus allen Herren Ländern die zum Hatsch angereist sind waren um mich herum. Mir ist deutlich geworden was dieser Religion in unseren Breitengraden alles angetan oder angehängt wird und es hat sich mir wieder in seiner Großzügigkeit gezeigt.









Von Medina hat es nochmals einen Aufstieg auf 900m gegeben der dann durch das Gebirge und die Flusstäler auf sanfte Art und Weise bis ans Meer hinunter geführt hat. Sehr überraschend war die Tatsache dass man auch in der Wüste Honig gewinnen kann. Besonders war auch noch die Einladung bei Sami der im neuen Jahr in Australien zu studieren beginnt und seinem Vater der mich zu den Ruinen seiner Kindheit geführt hat. Dazwischen immer viele nette Leute die fragen woher ich komme und was ich mache und dich mit irgendwelchen Dingen beschenken die nützlich sind.










Durch die Kargheit der flachen Wüste ging es auf nach Jeddah, eine 4,5 Millionen Stadt am Meer und den meisten als F1 Standort bekannt. Es war ein bisschen gemischt die letzten 200 km der Küste entlang zu fahren, weil es praktisch keinen Zugang zum Meer gibt und alles mit Industrie belegt ist. Strom Osmose Zement Chemie sind dabei die Hauptvertreter und werfen einen unerträglichen Gestank in die Luft. Im Land der Autofahrer hat es ein kleiner österreichischer Radfahrer nicht immer ganz einfach aber Inshallah ist alles gut gegangen.

Das Bild hier oben hat mir den Schauer hochfahren lassen – es zeigt meinen Schlafplatz hinter Raffinerie und Ewerk nördlich von Dschidda – genau hier sind Ende März die Bomben zum F1 Wochende eingeschlagen – Glück gehabt!



Jeddah ist die westlichste arabische Stadt die ich bis jetzt kennengelernt habe. Die Besonderheit liegt sicher am Balat, dem alten Stadtzentrum das noch teils intakt ist. Das Flair der Plätze zwischen den mehrstöckigen Häusern oder Zeilen ist umwerfend schön. Einteiler Vergangenheit der durch die moderne Mobilität schön langsam verdrängt wird in den wahnsinnig schnell wachsenden Autostädten.







Das Ziel ist erreicht: Hajj, Hatsch oder eine große Etappe ist geschafft. Es war eine schöne Vorweihnachtsreise und mit der Runde um die Kabba ein ungewöhnliches Finale! Habe nicht geglaubt, dass ich in den Al Haram, den heiligen Bezirk in Medina und schon gar nicht in Mekka betreten darf – dem war nicht so – ich durfte. Hier in mitten der Pilger aus der ganzen Welt als kleiner Nemsaui dazwischen drin – ist schon ein wenig schräg 😀.
Was mir nicht bewusst war, dass sich alle Muselmanen auf der ganzen Welt über die arabische Sprache des Koran miteinander verständigen können – ist schon aussergewöhnlich und stelle man sich Mal im christlichen Kontext vor. Alles zu diesem Thema wird bei uns so was von falsch und ängstlich interpretiert, dass ich jedem so einen Besuch wünsche! Übrigens wenn man in der 1,5 Mio Stadt auf einer Bank sitzt oder spaziert, wird man gegrüßt, einfach so – Salam.







