Nachdem die Fähre mit 12 Std Verspätung doch noch ausgelaufen ist ( hab im Pullman Sitz geschlafen – falls man das überhaupt schlafen nennt – und war in der Früh im Hafen ) Yuhuuu, war halt immer noch der selbe Hafen aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt 🙃. Am frühen Abend bin ich dann doch noch in Ägypten angekommen und bin nach Sim und Change wegen Kälte sofort ins Hotel – so richtig Sau kalt!
Anderntags hat meine Story in Ägypten wirklich angefangen. Ich wollte die Wüsten Strecke von rund 200 km ins Niltal beginnen. Beim ersten Checkpoint wurde ich aufgehalten und es wurde mir erklärt dass die Straße zu gefährlich ist und sie mich in einem nagelneuen Bus stecken der mich nach Luxor bringen wird. Zuerst habe ich mir gedacht okay das ist in Ordnung, weil Walid ein sehr freundlicher Chauffeur war. Er hat mir dann auch das Hotel vermittelt auf der Westbank. Auf meinem Programm ist eigentlich nur der Tempel von Karnak gestanden. Es ist einfach eines der beeindruckendsten Gebäude dass ich je gesehen habe.











Nach meinen sehr schönen Erinnerungen aus den Jahren 2009 und 2013 in einem freundlichen spannenden und interessanten Land zu sein, musste ich feststellen nach der ersten Polizeikontrolle, dass ich in einem Polizeistaat gelandet bin. Sie kontrollieren alles wann wo wer mit einem unheimlichen Personaleinsatz aber dazu noch später.



Als ich ihn Quena das erste Mal von der Polizei in gewahrsam genommen wurde, habe ich erst richtig realisiert was aus diesem Land seit 2014 geworden ist. Überall wo ich hinkomme sagen mir die Leute „fuck the police“ – die Kontrolle ist allgegenwärtig. Das Verhalten der Polizisten ist freundlich aber es ist immer ein Spießrutenlauf irgendwo abzubiegen oder der Spruch „just one minute“ weil irgend ein Befehl neu gekommen ist oder geholt werden muss – unheimlich langweilig und zehrend. Schönes oder Überraschendes habe ich auch erlebt und zwar den Tempel von Denderah und den Tempel von Hathor – ihr seht es an den nachstehenden Bilder – da bleibt einem die Spucke weg was die vor 3500 Jahren gemacht haben 🙃.







Gestern haben sie mir mitgeteilt dass diese Polizeibegleitung bis zur Ausreise stattfinden wird. Für mich eine niederschmetternde Antwort. Weiß noch nicht was ich jetzt genau machen werde, aber es ist kein Zustand immer mit drei bis sechs Polizisten zusammen seinen Urlaub zu verbringen. Bei aller Freundlichkeit. Die Polizisten haben natürlich nur ihre Verantwortung als Leitschiene. Meine Fluchtversuche waren zwar einige male erfolgreich, jedoch beim ersten öffentlichen Kontakt, zack stehen die wieder da. Die Polizisten Truppe wechselt alle 40 bis 50 km und alle Fragen beginnen wieder von vorne. Die Pauschaltouristen in Ihren Ressortgetthos merken das nicht so, sind wahrscheinlich noch erleichtert das so auf sie geschaut wird. Alle Individualreisende und Radfahrer seien gewarnt = Sie haben Dauerbegleitung!!
News: jetzt ist es raus – der General persönlich hat mit mir gesprochen und hat mir die Durchreise verweigert! “ You leave the district by train or by Bus or you get arrested!“ das nennt man eine ordentliche Ansage. Das System ist krank und auch die Ägypter sind sehr angefressen – schätze da wird es brodeln in ein paar Monaten. Vom arabischen Frühling zu den Muslimbrüder und dann in den Polizeistaat in weniger als 10 Jahren – die kommen ganz schön unter Druck, auch der Tourismus jammert ordentlich, weil hier permant Schreibtisch Fehlentscheidungen produziert werden! Musste den Zug Richtung Cairo und Schmiede neue Pläne – hartnäckig konnte ich immer schön sein 😄!
Cairo: Die Stimmung ist gut und wahrscheinlich ein Albtraum für diese Kontrollfreaks. Die Stadt hat ihren Charme nicht verloren, aber ein unsagbare Flut an permanent hupenden Fahrzeugen. Liberaler ist es geworden seit ich das letzte Mal hier war, Alkoholshops sind nicht mehr versteckt, Sexshops haben grosse Schaufenster und stellen Ihre Highlights aus, Run auf alles was nach Fast Food ausschaut, das Publikum ist sehr jung und natürlich staubig und dreckig, das jeder Regen ein Segen ist! Die Unterschiedlichkeit des Lebens hier und in Upperegypt könnte unterschiedlicher nicht sein.





Gut aus Cairo raus gekommen, bin ich schon wieder meiner Naivität aufgesessen, dass es jetzt besser wird. Irgendwann war ich dann in Suez und wollte mit der Fähre rüber – NO – Stopp.

Vor 13 Jahren bin ich mit dem Motorrad unter dem Suezkanal durchgefahren. Da war eine Schranke ein Typ und der hat gesagt ich darf durchfahren weil ich mit dem Motorrad einspurig unterwegs war musste ich nicht Mal was bezahlen. Heute bin ich zum ersten Gate geradelt, haben mich 12 Polizisten aufgehalten und erklärt, dass ich nur mit einem Auto rüber fahren – hier würde ich einem Pickupfahrer aufs Auge gedrückt. Dann das zweite Gate sechs Polizisten und Feststellung der Personalien. Drittes Gate circa 10 Polizisten und das ganze Auto wird untersucht. 4. Gate Kontrolle aller durchlaufenden Stationen 5 Polizisten, dann Fahrt in den Tunnel. Nach dem Tunnel nochmalige Kontrolle der Papiere von 3 Polizisten. Zeitaufwand für eine 5 minütige Durchfahrt = 1 Stunde. Das nennt man Polizeistaat. Nach ca 20 km im Plickup bei dem ich mitgefahren bin, eine grosse Polizeikontrolle. Alles aus dem Pickup und gecheckt und Verbot mit dem Fahrrad weiter zu fahren obwohl ich gar nicht gefahren bin, dann Zwangsumstieg in einen Bus der gerade vorbeigekommen ist nach Sharm El Scheich ( dort wo ich nie hinwollte ). Ist doch verrückt einfach nicht radfahren zu dürfen!!!
Sharm: ein Unort der Sonderklasse! Wenn man mit dem Flugzeug landet bekommt man das nicht mit. Über Land ist das anders: da gibt es eine sonder Polizeikontrolle, alle müssen aus dem Bus aussteigen und jedes Gepäckstück wird gesondert kontrolliert, Jedes ! Da ich später angekommen bin und alles dunkel war nur ins Hotelzimmer und am nächsten Tag mit dem Bus weiter nach Dahab. Da ist auch eine bubble aber wenigstens ist sie nicht zu groß und es tut mir gut ein paar Tage Ruhe zu haben. Hier hat es den Anschein als ob es den Leuten egal ist dass es so zugeht in Ägypten oder sie bekommen das einfach gar nicht mit.



Sie haben Ihr Ziel bald erreicht und ich werde das Land baldigst verlassen – hoffe, dass der Bericht oft gelesen wird sowas kann man einfach nicht stehen lassen! Was ist bloss aus diesem Land geworden – so Schade…..
Der Wechsel von Taba nach Israel war noch mal ein richtiger Nervenkitzel. Die Israelis sind immer sehr fordernd wenn es um ihre Grenzen geht. Da ich die „covid declaration“ nicht dabei gehabt habe, haben die mich wieder nach Ägypten zurück gewiesen. Sowohl an der Grenze als auch in Ägypten hat es keinen Empfang mehr gegeben um dieses Teil online auszufüllen. Nach über einer Stunde hat mir eine Soldatin einen Hotspot gemacht und es ist doch noch gegangen. Erwähnenswert ist noch dass ich sogar mein Fahrrad auseinanderbauen musste, dass es durch diesen Scheiß Scanner passt – für meine Begriffe leicht übertrieben 😅.
Was sofort auffällt nach der Grenze – es ist sauber. Einfach sauber. Aber dafür, einfach teuer! Über Eilat bin ich dann der Grenze entlang Richtung totes Meer gefahren – abseits der Straße zeigt sich die Negev von ihrer schönsten Seite .





Das Tote Meer ist ein Kapitel für sich. Ich hatte das Glück dass es sonnenklar war und die Sicht Richtung Jordanien außergewöhnlich gut. Zum letzten Mal vor rund 10 Jahren haben sich die Orte und Kibbuze sehr gut entwickelt. Es ist einfach schön hier! Es ist auch schräg – wer baut sonst Weintrauben in Glashäusern an oder hat riesige überdachte Kuhställe mitten in der Wüste mit Tieren die noch nie eine Grasnabe gesehen haben?
Dieses En Gedi hat auch etwas sehr Herausforderndes: zu was der Mensch inmitten dieser feindlichen Natur fähig ist, wenn er nur etwas Wasser, Kreativität, Sehnsucht nach Schönem und einen unbeirrbarem Willen hat!












Vom toten Meer bin ich über 1000m durch Jericho und Palästina zum See Genezareth hochgekraxelt. Alles ist sehr angespannt und verhärtet hier und aus deren Freundschaft wird wohl nichts mehr! Besonders war das satte grün des Jordan Tales nach des starken Regenfällen in den letzten Wochen. Oben am grossen See der seit vielen Jahren nicht mehr soviel Wasser gehabt hat, ist es sehr friedlich und das Anbaugebiet von Zitrusfrüchten und vor allem Bananen. Der See liegt immer noch auf – 180 m bzw hat mich nach dem anstrengenden auf und ab sehr verwundert. Zur syrischen Grenze sind es nur 10 km und zum Golan 30 km.










Um den See Genezareth der so viel Wasser hat wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, bin ich auf kleinen tracks Richtung Mittelmeer gefahren. Man hat hier die starken Regenfälle der letzten Wochen gemerkt weil alles ziemlich weich aufgelöst und matschig war. Südlich von Acco bin ich dann direkt nach Haifa abgebogen. Wie ist das Glück so will habe ich einen wunderbaren Host gefunden und bin ein paar Tage bei Etan geblieben-eine sehr angenehme Stadt nur etwas anstrengend für Radler.










Mit dem Gefühl das meine Reise bald zu Ende geht habe ich mich Richtung Süden, sprich Tel Aviv gekämpft. Das hat damit zu tun, dass es keine Radwege gibt und die zwei Hauptlinien Richtung Süden eigentlich Autobahnen sind. Die Dörfer und Kibbuze hängen nicht zusammen und sind nur über die Autobahn ansteuerbar oder über Müllkippen, Rinnsale oder Löchern in Einfriedungen zu erreichen – eine mühsame Kletterpartie. Ein bisschen traurig und auf der anderen Seite eine große Freude Birgit wiederzusehen nach so einer langen Zeit und natürlich auf Tel Aviv. Bei Celina und Noy habe ich eine gastfreundliche Unterkunft gehabt und die letzten Tage im Süden genossen.












